Stifthaltung und Pinzettengriff
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Stifthaltung und Dreipunktgriff
Die menschliche Hand ist wirklich ein feinmotorisches Wunderwerk. Sie kann eine Transplantation durchführen, Geige spielen oder Zauberkunststücke vollbringen. Wenn sie geschult ist, können die Fingerspitzen sogar die winzigen Erhebungen der Blindenschrift ertasten und lesen. Wie konnte sich ein derart hochspezialisiertes Organ überhaupt entwickeln? Hier finden Sie viele Materialien zur Förderung der Stifthaltung und des Pinzentengriffs.
1. Die evolutionäre Entwicklung der Hand
Sehen wir etwa 2 Millionen Jahre in der Menschheitsgeschichte zurück, so wird klar, dass wir die differenzierte Entwicklung unserer Hände in erster Linie dem aufrechten Gang des Menschen zu verdanken haben. Erst auf zwei Beinen werden die „Vorderpfoten“ frei, um einen Speer zu werfen, Feuer zu machen oder Früchte zu pflücken. Im Lauf der Jahrtausende hat sich die menschliche Hand immer weiter entwickelt und differenziert. Einerseits rein organisch durch die Weiterbildung von Knochen und Muskeln, andererseits durch das wachsende Bewusstsein der Menschen. Das Zusammenspiel von Gehirn und Hand macht erst den erfolgreichen Einsatz unserer Greifinstrumente möglich. Auch in der frühkindlichen Entwicklung wird deutlich, dass die Entwicklung von Hand und Gehirn eng zusammenhängt.
2. Kindliche Entwicklung der Stifthaltung
Um die Stifthaltung und andere Fertigkeiten der kindlichen Hand optimal fördern zu können, ist es hilfreich, einen Blick auf die frühkindliche Entwicklung des Greifens zu werfen.
2.1 Der Greifreflex
Welcher Opa ist nicht glücklich, wenn das neugeborene Enkelkind seine Finger fest um seinen Zeigefinger schließt? Dieser Greifreflex ist allerdings noch kein bewusstes Greifen. Die Natur hat es nur gut eingerichtet, dass sich z.B. ein Oran Utan-Baby im Fell der Mutter festhalten kann. Der Greifreflex kann weder vom Tier- noch vom Menschenbaby willentlich ausgelöst oder gesteuert werden. Nach relativ kurzer Zeit verflüchtigt sich dieser Reflex.
2.2 Der Pinzettengriff
Der Pinzettengriff, also das aufeinander Zubewegen von Daumen und Zeigefinger, um etwas zu greifen, ist ein wesentlicher Schritt in der Entwicklung der Feinmotorik. Das Baby kann mit Daumen und Zeigefinger eine Perle aufheben, ein Stück Obst greifen oder einen Greifknopf fassen. Ohne Pinzettengriff können auch wir Erwachsene keinen Zettel aufheben oder keinen Knopf zuknöpfen. Der Pinzettengriff wird bereits von Babys ab etwa 8 Monaten gelernt, ist aber für die gesamte frühkindliche Entwicklung von großer Bedeutung. Der Pinzettengriff ist schließlich auch die Voraussetzung für die richtige Handhaltung beim Schreiben.
2.3 Der Faustgriff
Beobachten wir einmal die ersten Malversuche von Kleinkindern, fällt uns bei Kindern unter zwei Jahren oft der Faustgriff ins Auge, bei dem der Pinsel oder Stift mit der ganzen Faust gehalten wird. Dabei kann die Faust mit dem Daumen nach oben oder nach unten gerichtet sein (Kochlöffelgriff). Dieser Griff ermöglicht wenig feinmotorische Fähigkeiten, da die Faust geschlossen wird und frei in der Luft schwebt, so dass ihre Position nicht abgestützt werden kann. Die Finger müssen sich dabei nicht einzeln bewegen. Der Faustgriff ist also keine ausdifferenzierte Handhaltung. Trotzdem ist diese Art der Stifthaltung für die kleineren Kinder bestens geeignet, da sie damit kraftvoll und impulsiv malen oder zeichnen können.
2.4 Der Dreipunktgriff
Kinder ab zwei Jahren sollten Schritt für Schritt zum Dreipunktgriff übergehen, wobei der Stift auf dem Mittelfinger aufliegt, mit dem Daumen abgestützt und mit dem Zeigefinger aktiv bewegt wird. Aber bei Montessori gilt: Jedes Kind lernt im eigenen Tempo. Deshalb ist es so wichtig, dass Kinder beim Schreibenlernen keinen Stress verspüren, sondern durch spielerische Übungen Spaß daran haben. So kann das Malen mit Stiften oder Farben etwa durch die Verwendung von Fingerfarben aufgelockert werden. Der Dreipunktgriff kann den Kindern gezeigt werden, aber wenn das Kind von sich aus wieder zum Faustgriff oder zu einer anderen Stifthaltung übergeht, ist es wichtig, einfühlsam mit dem Thema umzugehen und keinerlei Druck aufzubauen.
Gut, dass es eine große Anzahl an Montessorimaterialien gibt, die den Pinzettengriff, also den zangenartigen Griff mit Daumen und Zeigefinger, sowie den Dreipunktgriff mit Mittelfinger, Zeigefinger und Daumen spielerisch, aber ganz gezielt trainieren.