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Sichere taktile Wahrnehmung lernen

12 May, 2023

Sichere taktile Wahrnehmung lernen

Was ist ein taktiler, was ein haptischer Reiz?

Ein Mädchen streichelt ihre Katze. Ein Embryo im Mutterleib spürt die Wärme der Mutter. Ein Junge verbrennt sich an der Herdplatte. All das sind taktile Reize, die über die Rezeptoren in unserer Haut an das Gehirn weitergeleitet werden. Anders als ein haptischer Reiz, der durch das aktive Greifen nach einem Gegenstand entsteht, ist der taktile Reiz völlig passiv und empfangend.

Eine Frau, die sich auf einer Liege sonnt, erfährt einen taktilen Reiz, nämlich die wohltuende Wärme der Sonne auf ihrer Haut. Greift sie jedoch nach dem Wasserglas, ist das kalte Glas ein haptischer Reiz, da die Hand aktiv danach gegriffen hat.

 

Welche Rolle spielen taktile Reize im Leben eines Menschen?

Taktile Reize beginnen bereits im Mutterleib. Sie werden vom Embryo als sehr ganzheitlich erlebt und sind deshalb grundliegend für unsere ersten Wahrnehmungen. Bei einem taktilen Reiz findet immer eine Begegnung von Außen- und Innenwelt statt. In diesem Fall das Embryo kann also über seine Haut den Körper der Mutter spüren. Allerdings geht man davon aus, dass das Kind im Mutterleib sich noch völlig eins mit der Mutter fühlt. Das ist für eine gesunde Entwicklung des Babys im Mutterleib entscheidend. 

Auch nach der Geburt ist die Haut die wichtigste Schnittstelle zwischen Innen- und Außenwelt. Verrät sie uns doch, ob ein Gegenstand heiß oder kalt, hart oder weich, rau oder glatt, strukturiert oder diffus ist. Der taktile Reiz leitet Informationen an unser Gehirn, die für unser Überleben entscheidend sind.

Natürlich spielen taktile Reize auch in zwischenmenschlichen Beziehungen eine wesentliche Rolle. Durch Hautkontakt kann auch ein enger emotionaler Kontakt entstehen. Manche Kinder lassen diesen Kontakt nicht zu, etwa, wenn sie autistische Züge zeigen. Eine therapeutische Behandlung gestaltet sich dann oft entsprechend schwierig.

Wie lässt sich taktile Wahrnehmung trainieren?

Haben sie schon einmal über die Oberfläche eines alten Holztisches gestrichen?

Oder eine Plastikfolie zwischen den Händen zerknüllt?

Jedes Material hat eine eigene Wirkung auf unsere Rezeptoren und damit auf das Gehirn. Da wir Menschen den größten Teil unserer Geschichte inmitten der Natur gelebt haben, sind den meisten von uns natürliche Materialien wie Sand, Moos oder Wasser sehr angenehm, während wir Metall, Plastik oder Beton als weniger angenehm empfinden.

Um die taktile Entwicklung optimal zu fördern, ist es das Beste, wenn ihre Kinder die ersten Lebensjahre möglichst viel in der Natur zubringen. Dort gibt es so viele unterschiedliche Materialien zu entdecken und zu spüren, wie es kein Kinderzimmer bieten kann. Ein naturnahes Leben freilich ist in jedem Lebensalter nicht nur gut für die Gesundheit, sondern es kann uns auch erfüllen und nachhaltig glücklich machen.

 

Montessorimaterialen für die taktile Wahrnehmung

Exemplarische seien hier drei Materialien vorgestellt, die Kindern dabei helfen, sich ganz auf ihren taktilen Sinn zu konzentrieren und ihre Wahrnehmungen genau zu beobachten.

Wärmeleittäfelchen

Das Kind lernt, Temperatur-Unterschiede zu spüren und die Täfelchen aus verschiedenen Materialien entsprechend in eine bestimmte Reihenfolge zu bringen.

 

Fühlpfad

Hier werden mit den nackten Füssen verschiedene Materialien erspürt und mit den Fußsohlen erspürt.

Tasttäfelchen

Mit den Fingerspitzen werden unterschiedlich raue Täfelchen erspürt und zu Paaren sortiert.

 

Autorin: Marie Laschitz                        Bildnachweis: Shutterstock/Happy monkey

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