Waldorf contra Montessori - Gemeinsamkeiten und Unterschiede | Montessori Lernwelten - Der Shop für Montessori Material

Montessori und andere Strömungen

Waldorf contra Montessori - Gemeinsamkeiten und Unterschiede

11 Nov, 2022

Welche Schule für mein Kind?

Oft sind sich Eltern völlig einig, dass ihr Kind auf eine alternative Schule gehen soll. Leistungsdruck soll es keinen geben, Wertschätzung und Freiheit auf jeden Fall. Aber welche Schulrichtung bietet genau was? In diesem Artikel sollen die beiden wichtigsten Reformschulen, Montessori und Waldorf, genauer ins Visier genommen werden.

Gemeinsamkeiten von Montessori- und Waldorfpädagogik

Beide pädagogischen Richtungen sind durch starke Persönlichkeiten geprägt, die ihre zutiefst menschliche Haltung in ihre Pädagogik einfließen ließen. Rudolph Steiner etwas umstrittener als Maria Montessori, doch beide große Reformer und Erneuerer der Pädagogik.

Beide Strömungen stellen das Kind in den Mittelpunkt. Es soll sich frei entfalten können, in seinen Begabungen gefördert werden und in seiner Selbständigkeit unterstützt werden.

Beiden Richtungen ist es gemein, dass es, zumindest bis zur Oberstufe keine Noten gibt. Ebenso wenig gibt es Schulbücher, bei Montessori gibt es spezielle Lernmaterialien.

 

 

Beide Richtungen sind Privatschulen und erheben Schulgeld, allerdings meist in der Höhe abhängig vom Einkommen der Eltern.

Beide Strömungen sind etwa 100 Jahre alt und heute so aktuell wie eh und je. Sie sind über den ganzen Globus verbreitet und weltweit bekannt und beliebt.

Unterschiede von Montessori- und Waldorfpädagogik

Ein wichtiges Merkmal der Montessoripädagogik ist die Integration oder Inklusion. Kinder mit körperlicher, geistiger oder seelischer Behinderung werden in die normalen Klassen mit aufgenommen. Diversität wird zum Lernfeld für Sozialverhalten. Die Waldorfpädagogik setzt da mehr auf heilpädagogische Einrichtungen, wo die Kinder mit Behinderung unter sich sind. Das hat den Vorteil, dass alle Kinder einer Klasse gemeinsam unterrichtet werden können und in etwa ein Lernniveau haben. Beide Modelle haben ihre Berechtigung und es ist im individuellen Fall sorgfältig abzuwägen, wo ein Kind besser aufgehoben ist. 

Während an Montessorischulen jahrgangsübergreifend unterrichtet wird, also z.B. die Jahrgangsstufen 1-3 zu einer Klasse zusammengefasst werden, unterrichten Walddorflehrer in Jahrgangsklassen. 

In einer Montessorischule gibt es zwar gemeinsame Sitzkreise, aber ansonsten findet der Unterricht meist in Darbietungen für eine kleine Gruppe von Kindern und in der Freiarbeit statt. Die Lehrer vertrauen dabei auf die Bereitschaft der Kinder, etwas lernen zu wollen und auf ihre Selbständigkeit. An einer Waldorfschule ist der Unterricht mehr auf den Lehrer bezogen. Er unterrichtet die ganze Klasse überwiegend im Frontalunterricht. Um ein Thema zu vertiefen, wird es oft wochenlang ausschließlich behandelt. Es herrscht also eine große Freiheit im Stundenplan und nicht der vorgegebene Ablauf und Fächerwechsel wie an einer Regelschule.

Während die Montessorischule oft naturwissenschaftliche Schwerpunkte setzt, bietet die Waldorfschule ihren Schülern viele künstlerische, musikalische und handwerkliche Aktivitäten.

Bekannt ist der Begriff der Eurythmie, laut Wikipedia „eine anthroposophische Bewegungskunst, die als eigenständige Darstellende Kunst und als Teil von Bühneninszenierungen betrieben wird.  Dabei werden auch z.B. Gedichte visualisiert. Daher kommt die etwas spöttische Bemerkung, Waldorfschüler können ihren Namen tanzen.

Eine besondere Stärke der Montessoripädagogik ist die Vernetzung von unterschiedlichen Unterrichtsdisziplinen miteinander. Die „Kosmische Erziehung“ lehrt ein Weltbild, in dem jedes mit jedem zusammenhängt und der Mensch eingebettet ist in das große Ganze.

Die Anthroposophen haben ihre eigene Kunst und Bauweise mit leuchtenden Farben und organischen Formen geschaffen. Sehr beliebt sind kleine Figuren, die die Feenwelt oder eine Weihnachtskrippe darstellen. Wer möchte, kann hier auch spirituelle Wurzeln wahrnehmen.

Zum Schluss

Hoffentlich konnte dieser Artikel ein bisschen Klarheit in die Frage ihrer Schulwahl bringen. Natürlich spielen auch wichtige Faktoren wie die konkrete Schule, die Lehrer oder der Schulweg mit hinein. Bitte versuchen sie, ihr Kind in ihre Überlegungen miteinzubeziehen. Nennen sie ihm die Vor- und Nachteile der beiden Schultypen in einer Sprache, die es versteht. Letztendlich entscheiden sie sich bestenfalls aus dem Bauch heraus. Intuition hat in beiden Schultypen einen hohen Stellenwert.

 

Autorin: Marie Laschitz                                  Bildnachweis: Shutterstock/Joaquin Corbalan P/studiolaut/olga che

Anfangsunterricht