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Die Energie der Positiven Sprache

3 Aug, 2021

Die Energie der Positiven Sprache

"Musst du dauernd auf deinem Stuhl rumzappeln?" Wie schnell rutschen uns im pädagogischen Alltag Sätze heraus, die deutlich benennen, was uns nicht gefällt, begleitet von einem meist ärgerlichen Unterton. Wäre es nicht viel hilfreicher, eine positive Formulierung zu wählen? "Kannst du dir selbst das Arbeiten erleichtern, indem du ruhig sitzt?" wäre da eine Alternative. Nicht auf den negativen Dingen herumreiten, sondern einen positiven Gegenentwurf zu machen ist konstruktiv, zielführend und vor allem: freundlich.

Eine negative Aussage hat vielleicht denselben Inhalt wie eine positive Aussage, aber eine völlig andere Energie. Ja, Wörter haben nicht nur eine Bedeutung, sondern auch eine ihnen innenwohnende Energie. Nicht umsonst gibt es Tabuworte, die einfach nicht ausgesprochen werden dürfen wie z.B. der Name Valdemor in Harry Potter. Zu stark ist die Energie der bösen Zauberers, allein sein Name richtet Unheil an.

Wenn mir als Pädagogin das Verhalten eines Kindes missfällt, lohnt es sich, erstmal tief Luft zu holen. Negatives Verhalten benennen bringt in der Regel nicht viel. Dem Kind wird zwar sein unerwünschtes Verhalten bewusst, aber es ist zunächt einmal damit beschäftigt, einen Tadel auszuhalten. Da bleibt kein Raum für positive Alternativen.

Ganz anders, wenn der Pädagoge freundlich das erwünschte Verhalten in den Raum stellt. Das Kind wird fähig, sein Verhalten zu ändern und das ist ja eigentlich der Zweck der Intervention.

Ein Beispiel:

Emil sitzt seit einer Stunde in der Bücherecke. Zahlreiche Bücher liegen am Boden, Seiten sind umgeknickt und er tritt achtlos auf den aufgeschlagenen Büchern herum.

Jetzt vergleichen sie bitte die Wirkung dieser beiden Aussagen:

"Wie sieht es hier denn aus? Du kannst doch nicht alle Bücher einfach rausreißen und auf den Boden schmeißen? Bei dir zuhaus kannst du das von mir aus so machen, aber hier wollen noch andere die Bücher lesen."

"Emil, wenn du ein Buch angesehen hast, stellst du es ordentlich in das Regal zurück. Bücher brauchen Ordnung, damit sie gefunden werden. Wenn unser Klassenzimmer ordentlich ist, sind unsere Gedanken auch geordneter und klarer."

Eine Zurechtweisung ist also immer auch eine gute Gelegenheit, ganz bewusst an Regeln und Werte zu erinnern. Das gelingt aber nur, wenn wir unseren momentanen Ärger bei Seite lassen und einen positiven Gegenentwurf zur momentanen Situation schaffen.

Autorin: Marie Laschitz

 

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