Stell dir vor, du betrittst das Kinderhaus oder die Schule und der verlockende Duft von frisch zubereitetem Essen zieht dich sofort in seinen Bann. Es ist nicht nur das Essen selbst, das hier zählt, sondern auch die Art und Weise, wie wir gemeinsam essen – ein Erlebnis voller Freude, Achtsamkeit und Gemeinschaft!
Eine gute Atmosphäre beim Essen ist kein Zufall. Viele durchdachte Vorbereitungen sind dafür nötig. In diesem Blog erfahrt ihr die wichtigsten Punkte in der Planung und Durchführung von einer Brotzeit oder Mahlzeit.
Der Zauber des gemeinsamen Essens
Gemeinsames Essen ist mehr als nur Nahrungsaufnahme. Es ist eine Zeit des Miteinanders, des Austauschs und des Lernens. Wenn du mit deinen Freunden am Tisch sitzt, wird jede Mahlzeit zu einem kleinen Fest. Hier werden Geschichten erzählt, Lachen geteilt und neue Freundschaften geknüpft. In vielen Ländern ist es üblich, aus einer Schüssel zu essen, genauso, wie es bei uns früher verbreitet war. Warum nicht einmal ein Experiment machen nur eine Schüssel auf den Tisch stellen? Eine tolle Chance für Kinder, ohne Ellenbogen-Gerangel und mit Rücksicht zu essen. Die Kinder lernen beim Essen aus einer Schüssel nochmal besser, wie man auf andere achtet, ohne selbst dabei zu kurz zu kommen.
Leider geschieht die Nahrungsaufnahme in unserer modernen Gesellschaft oft achtlos und nebenbei – der Kebap in der U-Bahn, das Sandwich während des Gehens oder das Abendessen bei laufendem Fernseher.
Kinder beobachten unser Verhalten sehr genau und ahmen es nach. Geben wir ihnen ein Vorbild auch bei der Nahrungsaufnahme! Aber auch wir selbst profitieren von achtsamen Essen: In einem stressigen Schulalltag kann das gemeinsame Mittagessen zu einem Ort der Gemeinschaft und des bewussten Genießens werden. Ein bewusstes Essen versorgt nicht nur den Körper mit neuer Energie. Auch auf der mentalen Ebene kann eine gemeinsame Mahlzeit der Regeneration und Entspannung dienen.
Folgende Ideen sollen euch bei der Gestaltung einer Mahlzeit oder eines Mittagessens in einer Einrichtung für Kinder inspirieren:
Innenarchitektur eines Esszimmers
Eine achtsame Mahlzeit beginnt mit der Gestaltung der Küche und der Esszimmer. Ob geliefert oder selbstgekocht – eine offene Küche mit einem Tresen zur Essensausgabe ist in jedem Fall praktisch. Dort holt der Tischdienst das Essen in Schüsseln und Schalen ab und trägt es auf den Tisch seiner Gruppe. An den einzelnen Tischen sollten 4-6 Kinder und evtl. ein Betreuer Platz finden. Alternativ können sich die Kinder einzeln an der Theke ihr Essen abholen. Das wirkt etwas Kantinenmäßig, ist aber praktisch und zeitgemäß, da viele Kinder Lebensmittelunverträglichkeiten haben und so nur bekommen, was sie vertragen.
Die Tische sollten einen Mindestabstand voneinander haben, damit die Geräuschkulisse im angenehmen Bereich bleibt. Eine schöne Ausstattung des Esszimmers mit Bildern und Blumen macht jedes Essen zu einem besonderen Genuss.
Leider haben nicht alle Einrichtungen den Luxus eines eigenen Esszimmers. Arbeits- und Spieltische lassen sich aber leicht zu Esstischen umfunktionieren, indem abwaschbare Tischtücher darauf gelegt werden.
Vorbereitung einer achtsamen Mahlzeit
Wenn nicht jedes Kind einzeln zur Küche läuft, kommt viel mehr Ruhe in den Speiseraum. Außerdem lernen die Kinder, nicht nur auf ihren eigenen Teller, sondern auf den ganzen Tisch zu achten. So wird das gemeinsame Essen zu einem sozialen Übungsfeld, wo wir auf die Bedürfnisse der anderen genauso achten wie auf unsere eigenen.
Übrigens kann auch eine einfache Brotzeit zwischendurch mit Liebe gestaltet werden. Zum Beispiel können alle Kinder ihre mitgebrachten Snacks in die Mitte legen und jeder nimmt sich, was er möchte. In jedem Fall ist es wichtig, dass eine Brotzeit Spaß macht und nicht unter Zeitdruck durchgeführt wird. Oft ist die Brotzeit der Kinder auch für die Erzieher eine willkommene Pause.
Tischdienst
Das Decken, Essenholen und Aufräumen kann ein Tischdienst übernehmen. In einem rollierenden System übernimmt jedes Kind einmal, etwa für eine Woche, den Job des Tischdienstes. Die Kinder lernen dabei, achtsam und aufmerksam für ihre Tischgemeinschaft zu sein und zu reagieren, etwa, wenn eine Schüssel leer ist. Der Tischdienst deckt auch vor der Mahlzeit den Tisch und macht ihn nach dem Essen sauber. So lernen die Kinder schon im Kindergarten, Verantwortung füreinander zu übernehmen und etwas für das Gesamtwohl beizutragen.
Das gemeinsame Essen
Vor dem Essen sollte genügend Zeit sein, damit die Kinder auf die Toilette gehen und ihre Hände waschen können. Sitzen dann alle am Tisch, kann die Mahlzeit mit einem Ritual, etwa einem lustigen Tischspruch beginnen. Das sammelt die Kinder, lässt sie die Gemeinschaft erleben und initiiert die Mahlzeit. Einer dieser Tischsprüche wäre:
„Es war einmal ein Krokodil,
das fraß und fraß unheimlich viel.
Es schlürfte und schmatzte,
bis es schließlich platzt!“
Das Essen selbst sollte möglichst ruhig verlaufen, damit die Kinder in Ruhe die Gerichte genießen können. Herumschreien oder Herumlaufen stört einfach und hat beim Essen nichts verloren. Das sollte aber weniger durch Verbote als durch Achtsamkeit erreicht werden. Ein Gespräch über das leckere Essen, die Bitte, das Kartoffelpüree zu reichen oder das Kleinschneiden von Fleisch für ein kleines Kind – alles kleine Aktivitäten, die die Aufmerksamkeit auf das Essen lenken und somit den Lärmpegel in Grenzen halten.
Gesunde Ernährung
In vielen Kinderhäusern und Schulen wird Wert daraufgelegt, gesunde, biologische und frische Lebensmittel zu verwenden. Das bedeutet, dass du nicht nur gut isst, sondern auch etwas über die Herkunft deiner Nahrung lernst. Woher kommen die Äpfel in deinem Snack? Wurde das Gemüse lokal angebaut? Solche Fragen machen das Essen interessanter und schärfen das Bewusstsein der Kinder für biologischen und regionalen Anbau. Ideal ist ein Kontakt mit einem Bauernhof, auf dem die Kinder zum Beispiel bei der Kartoffelernte helfen können. So erfahren sie unmittelbar, wo die Lebensmittel herkommen und wie viel Arbeit in ihnen steckt.
Heute gibt es zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen, die belegen, dass Kinder mit einem hohen Insulinspiegel unruhig und unkonzentriert sind. Die Reduzierung von Industriezucker ist also eine der wichtigsten Aufgaben von Kindergarten- und Schulessen. Bittet gesunde Alternativen an. Obst, Honig oder Agavensirup süßen auch und sind wesentlich gesünder als Zucker.
Achtsamkeit auf dem Teller
Achtsamkeit bedeutet, im Moment ganz da zu sein und die Dinge bewusst wahrzunehmen. Wenn wir gemeinsam essen, können wir lernen, achtsam mit unserem Essen umzugehen. Schau dir dein Essen genau an: Welche Farben siehst du? Wie riecht es? Und wie fühlt es sich an? Vielleicht gibt es sogar eine spannende Geschichte hinter den Zutaten! Achtsamkeit bedeutet auch, den anderen Kindern am Tisch genügend Raum zu geben für ihre Bedürfnisse. „Möchtest du noch einen Knödel?“ „Wer möchte noch Saft?“ oder „Soll ich jemanden etwas aus der Küche mitbringen?“ ist eine achtsame Kommunikation rund um das Essen und macht eine Mahlzeit für jeden angenehmer. Dabei können die Erzieher eine vorbildliche Rolle übernehmen.
Die Kunst des Teilens
Ein weiterer wichtiger Aspekt des gemeinsamen Essens ist das Teilen. Du lernst nicht nur deine eigenen Vorlieben kennen, sondern auch die deiner Freunde. Vielleicht mag jemand anderes einen ganz anderen Geschmack als du! Das Teilen von Speisen fördert nicht nur den Zusammenhalt, sondern eröffnet auch neue Geschmackserlebnisse.
Achtsame Gespräche
Während des Essens hast du die Möglichkeit, dich mit deinen Freunden auszutauschen. Achtsame Gespräche sind wichtig: Höre aktiv zu, wenn jemand spricht, stelle Fragen und teile deine eigenen Gedanken. So entsteht ein respektvoller Dialog – eine Fähigkeit, die dir nicht nur beim Essen hilft, sondern auch im Alltag! Sicherlich ist es nicht heilsam, beim Essen über furchtbare Dinge zu sprechen, etwa über einen Unfall. Essensthemen sollten leicht sein und ebenso gut verdaulich wie das Essen selbst.
Fazit: Sozialisierung und Achtsamkeit durch ein gemeinsames Essen im Kindergarten und in der Schule
Gemeinsam und achtsam essen im Kinderhaus oder in der Schule ist ein wunderbares Erlebnis für alle Sinne! Es fördert nicht nur eine gesunde Ernährung, sondern stärkt auch soziale Bindungen und lehrt uns wertvolle Lebenskompetenzen. Also schnapp dir deinen Teller, setz dich zu deinen Freunden und genieße jeden Bissen – denn beim gemeinsamen Essen geht es um viel mehr als nur um Nahrung; es geht um Gemeinschaft!
Autorin: Marie Laschitz Bildnachweis: Shutterstock/marialevkina/Oksana Shufrych/Nowaczyk