Schon die Allerkleinsten möchten wichtiger Teil des Familiengefüges sein, indem sie in Aufgaben des Haushaltes einbezogen werden und selbstwirksam sein dürfen. Maria Montessori entwickelte zu diesem Zweck die so genannten „Übungen des praktischen Lebens“, welche Kindern genau diese Selbstwirksamkeit ermöglicht und denen wir uns in einer Themenwoche auf Facebook und Instagram widmen möchten. Schauen Sie gerne vorbei! :-)
Die ersten drei Lebensjahre
Doch welche Vorkehrungen müssen getroffen werden, damit schon die Allerkleinsten Teilhabe (in ihren vier Wänden) erleben? Nach Maria Montessori sind vor allem die ersten drei Lebensjahre für die geistige Entwicklung des Kindes entscheidend. „Man muss sich stets vor Augen halten, dass der Mensch sich nicht an der Universität entwickelt, sondern dass seine geistige Entwicklung bei der Geburt beginnt und in den ersten drei Jahren am stärksten ist. Diesen ersten drei Jahren gebührt mehr als allen anderen die wachsamste Sorge.“1
Die Rolle des Erwachsenen
Um die Entwicklung von Geburt an zu unterstützen, bedarf es deshalb vor allem wachsame Erwachsene, die das Kind als „Baumeister seiner selbst“ betrachten: Es respektieren, schätzen und ihm Anreize und Gelegenheiten eröffnen, die seine individuelle Entwicklung unterstützen. Die Übungen des praktischen Lebens und die damit einhergehenden so genannten „Aktionstabletts“ sind hierfür im besonderen Maße geeignet, weil sie gleichwohl dem natürlichen Bestreben des Kindes nach Selbstständigkeit Rechnung tragen.
Die vorbereitete Umgebung
Maria Montessori sprach sich für eine Umgebung aus, die sich an der Welt orientiert, in der das Kind lebt: Möbel und Gegenstände aus „echten“ und ästhetischen Materialien, in Größe und Handhabung an Kinderhänden orientiert. „Es ist nötig, eine dem Kinde angepasste Umgebung zu schaffen, in der es die notwendigen Mittel jedes Grades seiner Entwicklung findet. In dieser müssen wir das Kind beobachten, um seine Bedürfnisse aus das genaueste zu erkennen.“2 Zeigt ein Kind beispielsweise Interesse daran, bei dem allabendlichen Tischdecken mitzuwirken, kann die Anordnung des Bestecks und Geschirrs auf einem Aktionstablett geübt werden. Damit das Kind im Anschluss auch tatsächlich Besteck und Geschirr für die Familie aufdecken kann, braucht es freien Zugang zu diesen Gegenständen. Empfehlenswert ist beispielsweise ein für das Kind eingerichtetes Schränkchen mit all den Dingen, die es für seine übernommene Aufgabe benötigt - Getreu dem Motto: "Hilf mir, es selbst zu tun!".
Wie die freie Wahl den „Flow“ bedingt
Dürfen Kinder einer wichtigen Tätigkeit nachgehen, die sie sich selbst ausgesucht haben, sind sie nicht selten höchstmotiviert, höchstkonzentriert und im Anschluss höchstzufrieden mit sich und ihrer Umwelt. Warum ein Zweijähriger also schon beim Tischdecken mitmachen dürfen sollte? Die Übungen des praktischen Lebens ermöglichen dem Kind selbstständiges Handeln, losgelöst vom Erwachsenen. Dadurch ist es selbstwirksam, was wiederum eine wichtige Grundlage für sein Selbstbewusstsein ist. Darüber hinaus fördern die Übungen die Feinmotorik, Sinneswahrnehmung, den Umgang mit unterschiedlichen (Alltags-) Gegenständen, ermöglichen erste mathematische Vorläuferkompetenzen und unterstützen den Spracherwerb. Und jetzt sind wir gespannt: Bieten Sie schon Übungen des praktischen Lebens an? Berichten Sie uns gerne auf unseren Social-Media-Kanälen. Hier erwarten Sie in den kommenden Tagen noch weitere Tipps zu den Fragen "Ab wann?", "Womit?" und "Rundum-Sorglos-Tabletts" :-) Wir freuen uns von Ihnen zu lesen!
Nachweise:
1 Maria Montessori, Das kreative Kind, 17. Auflage, Freiburg 2007, S.6.
2 Maria Montessori, Grundlagen meiner Pädagogik, Wiebelsheim 2005, S.54.
Autorin: Silvia Löwenstein