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Montessori Pädagogik

Montessori und geistige Behinderung - ein Erfolgskonzept

11 Jan, 2022

Montessori und geistige Behinderung - ein Erfolgskonzept

 

Für die Eltern eines Kindes mit geistiger Behinderung bieten sich meistens zwei Möglichkeiten: Eine Waldorf- oder eine Montessori-Einrichtung. Hier sollen kurz die Vorteile der Montessoripädagogik für Kinder mit geistiger Behinderung dargestellt werden.

 

Maria Montessori arbeitete als junge Ärztin zunächst mit geistig behinderten Kindern. Ihre Materialien wurden anfangs nur in entsprechenden Einrichtungen eingesetzt.

Erst später zeigte sich, dass sie genauso gut für Kinder ohne Behinderung geeignet sind.

Ihre Prägung haben Montessorimaterialien bis heute behalten. Material und Pädagogik gingen ursprünglich vom behinderten Kind aus und funktionieren auch heute noch bestens in inklusiven Montessori-Einrichtungen.

 

Was sind im einzelnen die Punkte, die aus Montessorimaterial ein behindertengerechtes Material machen?

 

  • Das Material spricht für sich

Montessorimaterial ist überwiegend selbsterklärend. Es erschließt sich durch Beobachtung und Ausprobieren. Lange Erklärungen sind nicht nötig.

Explorativer statt kognitiver Sinn ist gefragt.

 

  • Das Material kann auf verschiedenen Ebenen genützt werden

Viele Materialien können zunächst spielerisch benützt werden, bevor sie didaktisch eingesetzt werden.

Ein Beispiel hierfür sind die Rechenstäbchen.

 

  • Das Material enthält oft doppelte Information

Bleiben wir bei den Rechenstäbchen. Die Information über den Zahlenwert eines Stäbchens wird sowohl über die Montessori-Farbe als auch über die Länge des Stäbchens vermittelt. Dieser „doppelte Boden“ schenkt Sicherheit.

 

  • Viele Materialien haben eine immanente Fehlerkontrolle

Die Kinder können sich selbst kontrollieren und sind nicht auf oft unangenehme Korrektur einer Pädagogin angewiesen.

  • Die Materialien sind sehr stabil und beanspruchbar

Montessorimaterialien sind für häufige und beanspruchende Benützung hergestellt. Die Kinder dürfen damit arbeiten, achtsam zwar, aber ohne Angst, dass etwas kaputtgeht.

 

  • Sinnesmaterial

Lernen passiert nicht nur im Kopf. Vieles gelangt über die Sinne ins Gehirn. Das „Sensory Play“ spricht kleine Kinder genauso an wie Kinder mit geistiger Behinderung.

 

  • Hoher Aufforderungscharakter

Montessorimaterialien motivieren. Sie stehen offen im Regal, bis sie vom Kind entdeckt werden. Sie appellieren durch das Material selbst, Würfel, Kugeln, Tafeln usw.

 

Und durch welche Punkte wird die Montessoripädagogik der Behindertenarbeit besonders gerecht?

  • jedes Kind möchte lernen

Maria Montessori geht davon aus, dass jedes Kind lernen will und lernen kann. Lernen heißt hier auch, mit der Welt in Beziehung treten.

 

  • jedes Kind lernt im eigenen Tempo

Es gibt in der Montessoripädagogik kein normiertes, normales Kind. Jedes Kind ist einzigartig und als solches wertzuschätzen und zu fördern.

 

  • Kinder lernen von Kindern

Kinder arbeiten unheimlich gern mit besonderen Kindern. Sie erklären, zeigen, helfen und erleben sich selbst dabei als kompetent.

 

  • „Hilf mir, es selbst zu tun“

Die Maxime der Montessoripädagogik schlechthin. Gerade Kinder mit Behinderung werden in ihrer Selbständigkeit unterstützt. Nur so kann ihre Selbstwirksamkeit wachsen.

 

  • Der kosmische Bezug

Der Mensch wird nicht als rein kognitives Wesen definiert, sondern ist ein spirituelles Wesen, eingebettet in einen sinnvollen Kosmos. Gerade Menschen mit geistiger Behinderung sind oft sehr sensibel für diesen kosmischen Bezug.

 

  • Gedanke der Inklusion

Das Gedankengut der Montessoripädagogik führt unweigerlich zu einem inklusiven Weltbild. Es gibt keine Unterteilung in Kinder mit oder ohne Behinderung.

 

  • Maria Montessori entwickelte ihre Pädagogik zunächst für geistig behinderte Kinder

Das Montessorimaterial ist prädestiniert für Kinder mit Behinderung, da es in diesem Kontext konzipiert wurde. Es funktioniert mehr auf haptischen uns sensuellen Kanälen als auf dem kognitiven Weg. Ein Erfolgskonzept, das nach 100 Jahren nichts von seiner Durchschlagkraft eingebüßt hat.

Bildnachweis: Shutterstock/Eleonora_os                                                                      Autorin: Marie Laschitz

 

 

 

 

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