„Die Montessori-Pädagogik wird immer zeitgemäß bleiben“.
„Man kann Kinder nicht wie vor 100 Jahren erziehen.“
„Montessori ist keine Mode, sondern eine Methode, die heute noch so aktuell ist wie zu Zeiten Maria Montessoris.“
Die Frage, ob Montessori noch zeitgemäß ist, taucht hin und wieder in Elternkreisen auf. Kaum vorstellbar, dass eine Pädagogik, die vor über 100 Jahren entstand, den modernen Erziehungsansprüchen gerecht wird. Doch wer so denkt, unterschätzt die tief philosophische und spirituelle Haltung Maria Montessoris, die in der Tat genauso zeitlos ist wie ein Bibelspruch oder eine Lehrrede des Sokrates.
Zum besseren Verständnis dieser These seien hier 10 Punkte aufgeführt, die aufzeigen, warum die Montessori-Methode auch nach 100 Jahren nichts von ihrer Aktualität und Frische eingebüßt hat:
Das kosmische Weltbild
Das Weltbild von Maria Montessori ist ein zutiefst menschliches und ganzheitliches. Nationalismus und jede andere Form von diskriminierendem Denken sind ihr völlig fremd. Ihr kosmischer Bezug, ihr Eingebettet Sein in ein sinnvolles Ganzes ist nicht an eine bestimmte Epoche gebunden, sondern zeitlos.
Konstante Lerninhalte
Die Lerninhalte der Grundschule haben sich in wesentlichen Zügen nicht geändert. Die Regeln in Algebra und Geometrie sind die gleichen geblieben. Deshalb gibt es auch keinen Grund, eine erfolgreiche Lehrmethode wie die Montessori-Methode zu ändern.
Selbstwirksamkeit des Kindes
Montessori-Materialien gehen vom Kind aus. Das Kind wählt das Material, erforscht es und meistert es schließlich. Die Selbstwirksamkeit des Kindes steht im Mittelpunkt und nicht eine komplizierte, theoretische Anweisung, die im Lauf der Zeit veralten könnte.
Material Holz:
Montessori-Materialien werden, nach wie vor und wo immer es geht, aus Holz gefertigt. Holz als Lernmaterial hat einen doppelten positiven Effekt:
1. Es ist umweltfreundlich. Unsere Materialien werden ausschließlich von nachwachsenden Plantagen hergestellt.
2. Holz ist ein natürliches Material. Es fühlt sich warm, weich und glatt an. Es schmeichelt der Hand und die Berührung ist ein haptischer/sinnlicher Genuss. Es kann bemalt und lackiert werden und ist so stabil, dass oft Generationen von Schülern die Materialien nützen können.
Ausweitung von Montessorischulen
Heute gibt es weltweit 40.000 Montessorischulen. Dazu kommen zahlreiche Kinderhäuser und therapeutische Einrichtungen.Montessori-Einrichtungen sind nach wie vor auf dem Vormarsch. Abgesehen davon übernehmen die Regelschulen immer mehr Prinzipien der Montessori-Pädagogik. Viele Schulen haben ein fahrbares Montessori-Regal, das in verschiedenen Klassen zum Einsatz kommen kann.
Montessori ist das umfassendste pädagogische Konzept
Es ist keine Übertreibung zu sagen, dass Maria Montessori das umfassendste pädagogische Konzept aller Zeiten schuf. Sie schrieb nicht nur viele pädagogische Bücher, sondern entwickelte viele der Materialien selbs , die heute noch im Einsatz sind. Es gibt keine vergleichbare Pädagogik, die Montessoris Konzept ablösen könnte.
Konzept der Lernbegleiter
Obwohl sie in einer Zeit aufwuchs, in der Autoritäten noch großen Einfluss hatten, ist Maria Montessori alles andere als autoritätsgläubig. Dafür spricht auch, dass sie nicht von Lehrern, sondern von Lernbegleitern spricht. Auch werden pro Klasse zwei Lernbegleiter eingesetzt, um gar nicht erst eine Person zu einflussreich werden zu lassen. Dieses Konzept lässt sich auch als Abwendung vom Despotismus und Zuwendung zur Demokratisierung im Mikrobereich verstehen.
Kosmisches und spirituelles Weltbild
Die krisenanfällige Moderne sehnt sich nach Verbundenheit, Halt und Geborgenheit. Maria Montessori war eine spirituelle Frau und begriff den Menschen als eingebettet in eine sinnvolle kosmische Ordnung. Kinder waren nach ihrer Beobachtung besonders empfänglich für diese Ordnung. Auch in unserer Zeit kann uns ein spirituelles Weltbild Halt und Orientierung bieten.
Montessori-Kinder werden selbstbewusst erzogen
Kinder in einer Montessori-Einrichtung lernen schon früh, eigene Entscheidungen zu treffen und ihre Wünsche vor anderen zu formulieren und auszudrücken. Der Wille des einzelnen Kindes wird respektiert, so lange er nicht mit den Wünschen der Gemeinschaft in Konflikt gerät. Streitereien werden möglichst fair gelöst. All diese Methoden und noch einige mehr sorgen dafür, dass Montessori-Kinder selbstbewusst werden und trotzdem die anderen im Blick haben. Zweifelsfrei ein hohes Ideal unserer Zeit.
Montessorischulen sind nicht verschult
Vielen Eltern fällt es schwer, ihr Kind einzuschulen, weil sie dabei an die eigenen oft unguten Schulerinnerungen denken müssen. Zum Glück sieht Schule heute anders aus und besonders die Montessorischule. Statt Noten Selbstbeurteilungen und Beurteilungen der Lernbegleiterin, in der Pubertät Erdkinderplan statt Pauken, das sind zum Beispiel Konzepte, die weit weg führen von der ehemaligen, strengen Lernanstalt. Längst hat die Wissenschaft erkannt, wie hilfreich Freude und Begeisterung für den Lernprozess sind. Auch in diesem Punkt ist Montessori absolut zeitgemäß.
Zusammengefasst heißt das, das der Kern der Montessori-Pädagogik quasi alterslos ist, da sie weniger ein historisches als ein tief menschliches Konzept ist. Denken sie daran, wenn sie wieder einmal Bach oder Mozart hören: Manche Werke sind so profund, dass ihnen auch nach Jahrhunderten noch keine Patina anheftet.
Autorin: Marie Laschitz Bildnachweis: Shutterstock/Double Brain