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Montessori Pädagogik

Filmkritik: "Maria Montessori" – Ein inspirierendes Porträt der großen Reformpädagogin

24 Sep, 2024

Filmkritik:

Inhalt - erste Erfolge von Maria Montessori

Der Film "Maria Montessori" beginnt mit einer glamorösen Unbekannten. Die gefeierte und umschwärmte Sängerin Betsy entledigt sich ihrer behinderten Tochter Tina, indem sie diese an eine Einrichtung Montessoris abgibt. Nach einer Zeit intensiver Zuwendung und Übung bekommt Montessori von der Tochter der Sängerin im Unterricht einen zaghaften Kuss aufgedrückt. Bemerkenswert, denn auf die Tafel hat die Pädagogin zuvor geschrieben: „Wer das lesen kann, gibt mir einen Kuss.“

Die Wertschätzung, die das Mädchen bei Montessori erfährt, trägt Früchte und springt mit der Zeit auf seine Mutter über. Ihre egozentrische und gefühlskalte Schale zerbricht und sie wird zu einer glühenden Verehrerin Montessoris. Auf einem alten Klavier spielt sie die neueste Pariser Tanzmusik und die Kinder tanzen dazu – selbstversunken und hingebungsvoll. Das Eis ist gebrochen, Betsy ist verwandelt und kann ihre Tochter lieben, so wie sie ist.

Zu verdanken ist diese Wandlung der jungen Maria Montessori. Diese arbeitet mit einer Gruppe geistig behinderter Kinder, die durch Geduld, Liebe und geeignetes Lernmaterial erstaunliche Fortschritte machen. Das Besondere daran ist, dass um 1900 „Idioten“ aus Fachkreisen keinerlei geistiges Potential zuerkannt wird. Die Arbeit der revolutionären Pädagogin wird deshalb von einem männlichen Fachkreis äußerst kritisch beobachtet. Auch deshalb, weil Montessori sich mit ihrer wissenschaftlichen Arbeit auf rein männliches Terrain vorwagt. Doch sie beweist in einer Vorführung, dass jedes ihrer Kinder kleine Fortschritte macht. Die männliche Fachwelt kann nicht anders, als ihren Erfolg anzuerkennen.

Trotz dieser Akzeptanz arbeitet die Pädagogin unentgeltlich. Betsy lässt nichts unversucht, ihre begabte Freundin in der Gesellschaft einzuführen und ihr eine angemessene Bezahlung zukommen zu lassen. So wird Montessori über Fachkreise hinaus bekannt und kann ihre pädagogische Arbeit intensivieren.


Inhalt - Maria Montessoris Geheimnis

Der Film verfolgt noch einen zweiten, sehr persönlichen Erzählstrang. Montessori versteckt ihr neugeborenes Baby bei einer Amme auf dem Land. Als ledige junge Wissenschaftlerin ist ein Kind im Italien der 1900-Wende undenkbar. Eine Hochzeit mit Montesano, ihrem Kollegen und dem Vater des Kindes, kommt für Montessori nicht in Frage. Zu groß ist ihr Bedürfnis nach Unabhängigkeit und Freiheit. Erst mit 14 Jahren wird Maria ihren Sohn zu sich nehmen. Die Beiden bleiben zeitlebens unzertrennlich. Mario Montessori führt nach Marias Tod ihre Arbeit weiter und vollendet ihr Lebenswerk. Im Film werden aber nur die schmerzlichen ersten Jahre der Trennung von Mutter und Kind gezeigt. Er führt eine Protagonistin vor, die zerbrechlich und verletzlich ist. Eine sehr persönliche und traurige Seite also der großen Revolutionärin und Kämpferin, die sie für die Zuschauer einnimmt.


Zusammenfassung

In diesem Film werden nur die frühen Berufsjahre aus dem Leben Montessoris thematisiert. Deshalb ist er weniger eine umfassende Biographie als vielmehr ein emotionales Streiflicht, das die ersten Erfolge Maria Montessoris auf mitreißende Weise einfängt. Damit thematisiert der Film nicht nur die berühmte Montessori-Methode, sondern setzt sie zugleich für den Zuschauer um: Keine trockene Theorie, sondern das Wecken von Begeisterung, Partei ergreifen, leidenschaftlich sein. Nicht nur Kinder lernen am schnellsten und nachhaltigsten, wenn positive Gefühle mit im Spiel sind. Auch wir Erwachsenen erinnern uns am besten an emotional aufgeladene Situationen. So ist der Film "Maria Montessori" nicht nur spannend und informativ, sonder auch einprägsam. Sozusagen ein geglücktes Lernerlebnis. Er ist zudem eine Hommage an eine mutige und passionierte Frau, die die Männerwelt um 1900 gründlich auf den Kopf stellt. Ein eindrückliches Porträt und das Zeitgemälde einer großen Frau, die Pädagogik, Emanzipation und vor allem Menschlichkeit nach vorne getrieben hat und die Bildungslandschaft bis heute prägt.

In der letzten Szene tanzen noch einmal die behinderten Kinder in zauberhaften Kostümen zur Musik eines Cellos. Sie sind ganz bei sich, verbunden mit ihren Träumen, verbunden miteinander. Sie sind die Musik. Sie sind glücklich.

Autorin: Marie Laschitz                        Bildnachweis: © Neue Visionen Filmverleih