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Montessori Pädagogik

Die eigene Mitte finden mit Montessori

6 Oct, 2021

Die eigene Mitte finden mit Montessori

 

Der Zeitgeist verlangt heute Selbstreflexion. Die innere Einkehr ist umso wichtiger geworden, je mehr Eindrücke uns von außen bestürmen: Kommunikation in Sekundenschnelle rund um den Erdball ist normal, wir können jederzeit von überall aus auf das Wissen der Menschheit zugreifen, wir hetzen hin und her, um nichts zu verpassen, für den Job müssen wir ständig erreichbar sein. Wie schafft man es da, nicht unterzugehen?

Und wie können Kinder mit den Ansprüchen umgehen, die schon so früh an sie herangetragen werden? Ein Hobby jagt das nächste, auf den Sprachförderkurs folgt Hockey, danach Blockflötenunterricht. Bildschirme sind aus ihrer Welt nicht mehr wegzudenken. In unserer Konsumgesellschaft ist es schon für kleine Kinder normal, zu jedem Geburtstag und Festen wie Ostern, Halloween und natürlich Weihnachten Sachen geschenkt zu bekommen.

Je mehr Dinge uns umgeben, ob materiell oder immateriell, desto eher will sich der Geist damit beschäftigen. Unsere Sinne stürzen sich auf alles, was sie kriegen können, und versuchen, möglichst viel zu verarbeiten. Um uns nicht im Chaos zu verlieren, brauchen wir einen Gegenpol: Die äußeren Einflüsse werden zeitweise aus dem Blick gerückt, wir konzentrieren uns auf das Ich und den Atem oder auf eine einzige Sache.

Reduktion führt zu besserer Konzentration und mehr Ruhe. Maria Montessori empfiehlt Eltern von Kleinkindern, deren entdeckendes Spiel zu lenken und zu fördern, indem sie nur eine begrenzte Auswahl von Büchern und Spielsachen zur Verfügung stellen. Ein einziges Körbchen mit ästhetisch ansprechenden Dingen wird das Kind lange beschäftigen, wird seine Fantasie und seinen Verstand anregen. Es entstehen eine Zufriedenheit mit dem eigenen Können und Lernen sowie eine Stabilisierung des Charakters. Das Innere kommt zur Ordnung, was nach Maria Montessori ein Anzeichen für psychische Normalität ist.

Nur die ‚normalisierten‘, von der Umgebung unterstützten Kinder offenbaren in ihrer sukzessiven Entwicklung die wunderbaren Fähigkeiten, die wir beschreiben: die spontane Disziplin, die ständige, freudige Arbeit, die sozialen Gefühle der Hilfe und des Verständnisses für die anderen.

Maria Montessori

Auch ganz praktisch finden Kinder zu sich selbst: Sie dürfen, ganz nach dem Montessori-Prinzip „Hilf mir, es selbst zu tun“, für die eigene Person sorgen, soweit sie es schon schaffen. In ihren täglichen Routinen finden sie sich selbst: Sie ziehen sie eigenhändig an, waschen sich, putzen sich die Zähne. Dazu verhelfen ihnen Materialien für Übungen des täglichen Lebens: Händewaschen [Übung des Händewaschens 3 | Montessori Lernwelten - Der Shop für Montessori Material (montessori-material.de)], Schleifen binden und Knöpfe üben [Schleifen binden und Knöpfe üben | Montessori Lernwelten - Der Shop für Montessori Material (montessori-material.de)] oder Schuhebinden [Holzpuzzle zum Schuhe binden - Schleifen üben | Montessori Lernwelten - Der Shop für Montessori Material (montessori-material.de)]. Während das Kind mit seiner Umwelt interagiert, entwickelt es sich zum Individuum – es ist ein Baumeister seiner selbst.

Das kommt auch der Gruppenarbeit in altersgemischten Klassen zugute: Wenn das Kind sich selbst und seine Fähigkeiten gut kennt, kann es die Mitschüler und -schülerinnen besser wahrnehmen und respektieren, ihnen etwas erklären. Der Schritt vom Ich zum Du fällt leicht, wenn ein Einfühlen möglich ist – und zum harmonischen Wir ist es dann auch nicht mehr weit.

 

           Bildmaterial: Shutterstock/Maria Lobanova                                        Autorin: Veronika Weiss

Maria Montessori